2014 – 2016

2014 – In Arbeit/noch nicht vollständig
Am 14. März 2014 begann mit der traditionellen Gründungsversammlung im Brauhaus am Ring das Festjahr 2014 der Brezelgesellschaft. Bei der Wahl stellten sich gleich sieben langjährige Vorstandsmitglieder nicht zur erneuten Wiederwahl. Die beiden Geschäftsführer Gregor Stratmann und Michael Kleine-Wieskamp gaben die Verantwortung nun final an die beiden bisherigen Stellvertreter Stefan Janinhoff und Guido Stappert ab, wobei Michael in seiner Funktion als Prinzgemahl noch bis zum Fest im Vorstand aktiv sein wird. Ralf Kluger über viele Jahre als Brezeloberst aktiv in der Gesellschaft gibt die Zügel an Florian Bremer weiter, Ralf hat aber mit der Verantwortung für den Festplatz ein neues Steckenpferd gefunden. Brezelkönig Rainer I. Vosbeck seines Zeichens eigentlich Kassierer gibt sein Amt als Kassierer an Oliver Grimm weiter. Reinhold Rottmann, fast 20 Jahre als Chronist in der Gesellschaft aktiv gibt seine Verantwortung an Christoph Wrobel weiter.

Bei der zweiten öffentlichen Versammlung schauten einige Brezelbruder beim Antreten irritiert auf den Hof Rottmann, denn nichts sah nach einer Versammlung aus. Denn Hofbesitzer Frank „Buddy“ Rottmann und der Hauptmann der 3. Kompanie hatten sich etwas ganz besonderes einfallen lassen und den Vorstand in ihre Pläne mit eingebunden. Die Sitzung fand nicht auf dem Hof statt sondern rund 300m weiter in einer Lichtung im Wald unter großen Eichen. Da dass Wetter perfekt mitgespielt hat, war es ein großer Erfolg und das Gesprächsthema im Dorf der kommenden Tage.

Die dritte öffentliche Versammlung fand zwischen der dritten und vierten Schützenübung traditionell im Brauhaus am Ring statt. Hier wurden wie in jedem Jahr die letzten wichtigen Informationen an die aktiven Umzugsgruppen weitergeleitet.

Am Donnerstag, den 4. September vor dem großen Fest trafen sich zahlreiche Brezelbrüder bei unserer Königin Moni um gemeinsam den Brezel bei unserer Brezelbäckerei Kläsener abzuholen. Auch in diesem Jahr wurde er wieder im Schaufenster vom Schuhhaus Flockert ausgestellt. 2014

Brezelfest 9. September 2014

2011 – 2013

2011

Bei der Gründungsversammlung am 18. Februar 2011 konnte ein geordneter Einstieg in die Tagesordnung erst nach einer Ermahnung durch König Lönner erfolgen. „Hier redet einer und ihr seid ruhig“. Veränderungen gab es in der Führung der Gesellschaft. Bernhard Steinmann, seit 1999 Brezeldirektor, trat zurück und Heiner Schenke wurde sein Nachfolger. Seine Frau freue sich, sagte Bernhard über die Entscheidung: „Ich habe vorhin zu meiner Frau gesagt: „Ich gehe als Brezeldirektor und komme als Nichts zurück“. Darauf sagte sie: „So gefällst du mir auch besser“. Nach der einstimmigen Wahl des neuen Brezeldirektors Heiner Schenke (ein Junge aus Ekel) und seiner ersten launigen Ansprache hatte er auch gleich den ganzen Saal hinter sich.

Unser bisheriger Protektor Ernst Löchelt wurde zum Ehrenprotektor gewählt. Bei der Wahl des geschäftsführenden Brezelvorstandes gab es nur wenige Veränderungen. Hannes Schlüter, einer der Geschäftsführer, schied aus. Neuer stellvertretender Chronist wurde Christoph Wrobel. Beisitzer und für den Umzug verantwortlich sind künftig Daniel Stumpf sowie Christoph Strangemann. Alfons Marien hatte aufgehört. Bei den Hauptleuten, den „Kompanieführern“, schied Frank „Buddy“ Rottmann (1. Kompanie) aus. Neuer Hauptmann wurde Marc „Buchse“ Schlüter.

Was lange geplant, aber über ein Jahrzehnt doch nicht verwirklicht wurde, konnte Anfang Juni der Öffentlichkeit präsentiert werden. Unser erster „echter“ Internetauftritt. Zwar gab es die Brezelhomepage schon seit den 90er-Jahren, doch mit richtigen Inhalten war sie nie „gefüllt“. Im Brauhaus Kirchhellen wurde im Beisein der Presse unsere Internetseite für die Öffentlichkeit freigeschaltet.

Die jetzt schon traditionelle zweite öffentliche Versammlung der Brezelgesellschaft auf dem Hof Rottmann im Juni war wieder eine gelungene Veranstaltung. Obwohl bereits eine halbe Stunde nach dem offiziellen Beginn die Tagungsstätte wegen einiger Regenschauer von der Wiese in die Scheune verlegt wurde, war die Stimmung bei den ca. 500 Brezelschwestern und Brezelbrüdern rundherum gut.

In den Wochen vor dem Brezelfest stellte die Dorstener Zeitung unter dem Motto „Wir stellen die Brezelgesellschaft vor“ in einer Serie alle Mitglieder des geschäftsführenden Brezelvorstandes mit Text und Bild vor. Jeder konnte sich „outen“, wie lange und warum er in der Gesellschaft aktiv ist. Eine tolle Idee.

Bei der dritten Brezelversammlung am 12. August gab es die letzten Infos zum Stand der Vorbereitungen für das Brezelfest. Höhepunkt der Veranstaltung war sicherlich die Ehrung von 33 Jubilaren, die bereits 50, 40 und 25 Jahre in der Brezelgesellschaft aktiv tätig waren. Für 50 Jahre aktive Arbeit in der Gesellschaft wurden fünf Brezelbrüder geehrt: Hans Schweitzer, Manfred Schulz, Walter Schulz, Hermann Kleimann und Egon Dieckmann.

Schon seit April des Jahres trafen sich die Herolde und Adjutanten mit ihrem Brezeloberst und dem Brezelmajor zu Reit-Übungsstunden auf dem Reiterhof Reßing in Hünxe. Zum Alltagsleben gehört es bei ihnen allen nicht, auf dem Pferd zu sitzen. Nur im zeitlichen Abstand von drei Jahren sind sie „Hoch zu Ross“. Alle Anerkennung! Bereits seit dem Brezelfest 1999 sind Gerd Beckmann, Hubert Flockert, Axel Gromoll, Egon Knipping und Uli Schlüter dabei.

Am Brezelfestmorgen ging es wie immer ab 7.00 Uhr auf dem Hof Dehling mit dem Brezelaufnähen los. Live dabei auch Radio Emscher-Lippe. Beim Frühschoppen im Festzelt begrüßte der seit 2009 amtierende Oberbürgermeister Bernd Tischler die zahlreichen Ehrengäste zum Brezelstammtisch, darunter auch die Partnerstädte der Stadt Bottrop.

Während auf dem Wurfgelände die ersten Knüppel auf den Riesenbrezel geworfen wurden, konnten sich die Gäste des Brezelfestes im Brezelbauernmuseum, beim „Hau den Lukas“, den Brezelhufschmieden oder der Brezelriesentombola die Zeit vertreiben. Das Drehorgelseptett mit Pillen Waller, Zappi, ManoLito, Wenkendiek`s Jonny, dem Grauen und Huberto Stopf erfreute mit Liedern zum Mitsingen und Schunkeln. An der Brezelstange unterhielten die Kirchhellener Blasmusik und die Knüppeljungs aus Holsterhausen mit zünftiger Musik.

Es war bereits kurz vor zwölf Uhr. Der Brezel zeigte so gut wie keine Ermüdungserscheinungen, aber immerhin fiel unter lautem Beifall der erste Stuten. Bernd Selzener (Adjutant des Oberst) konnte sich feiern lassen. Knapp zwanzig Minuten später steht der zweite Stutenbezwinger fest: Oliver Grimm wird vom Wurfstand getragen und verschwindet in der klatschenden Menge. Die Suche nach dem König geht weiter.

Es wird ernst und schon bald kristallisierten sich die Gruppen um Michael Kleine-Wieskamp und Rainer Vosbeck („Ich war kribbelig“) als Favoriten heraus. Major Christopher Gertz musste 7x die Münze werfen, um zu entscheiden, welche Gruppe als nächste das Wurfrecht erhält. Dabei hatte Rainer 6x das Münzglück und dann auch noch das Wurfglück.

Es ist 13.25 Uhr, als der neue Brezelkönig zum alles entscheidenden Wurf antritt. Rainer Vosbeck (bisher Kassierer in der Brezelgesellschaft) und seine Mannen stehen mit ihren Hölzern vor dem Riesenbrezel, der bis dahin hartnäckig sämtlichen Wurfgeschossen standgehalten hatte. Doch dann gelingt er, der große Wurf von Rainer und seinen Truppe. Als Gatte der neuen Brezelkönigin Monika I. darf sich aber auch Michael Kleine-Wieskamp freuen. Für die nächsten drei Jahre ist er „Prinzgemahl“ neben der neuen „Lieblichkeit“ Traudel Vosbeck.

„Es regnet! Na und!“ Vom Dauerschauer, der wenige Minuten vor dem Umzugsstart einsetzte, ließ sich kaum jemand abschrecken. Und schon gar nicht die Zugteilnehmer, die sprühten trotzdem vor guter Laune und stimmten immer wieder die Hymne an: „Und das Volk? — Jubelt!!“ 65 Gruppen und Wagen zogen durch den Ortskern. Für das größte Erstaunen sorgte in diesem Jahr wohl der Wagen der Alten Herren der Landjugend, die sich vom Ekeler „Skandal“ um Prostituierte am Pendlerparkplatz inspirieren ließen. „Skandal in Ekel – Skandal um Rosi“ lautete der Slogan des Brezelwagens. Verkleidet hatten sich die Alten Herren als üppige Blondinen und schräge Luden. Sie luden ein zur „Stutenschau und Hengstparade – ab 23 Uhr an der A 31 Auffahrt Ekel“. Die „Sittenpolizei“ und „Moralapostel“ vom Ordnungsamt hatten in einem kleinen Anhänger hinter dem Wagen das Nachsehen.

Schade: Nach dem Regen der Vortage und dem beim Umzug nicht aufhörendem Dauerregen konnte die Festwiese mit dem Königsthron nicht wie vorgeplant genutzt werden. Es musste improvisiert werden. Dank sei dem Schützenoberst Johannes Miermann, der schnell einen Anhänger mit Verdeck zur Verfügung stellte. Ein provisorischer „Königsthron“, ein abgespeckter Vorbeimarsch zu Ehren des neuen Königspaares und dennoch eine Superstimmung. Wieder einmal sorgten die Hengeler Weend Blaozers für eine ausgelassene Stimmung auf der Festwiese. An den Regen dachte dabei niemand mehr.

Zurück durch das Dorf (im Regen) und hinein ins Zelt. Wer sich nicht umziehen konnte oder wollte, der war auch nach einiger Zeit von außen wieder trocken und konnte den Großen Brezelkrönungsball in vollen Zügen genießen. Eine ausgelassene Stimmung gab es wie immer an diesem letzten Festtag.

2012

Am 01. September 2012 verstarb Heiner Weikämper. Heiner war über Jahrzehnte  der  leidenschaftlich engagierte und handelnde Brezelbruder in unserer Gesellschaft. Er hatte immer wieder neue Ideen, wie wir „unser  Brezelfest“ verbessern können. Von 1967 bis 1996 war er Geschäftsführer und Hauptorganisator der Brezelgesellschaft. 1996 wurde er Brezelkönig. Danke Heiner!

Anlässlich der 10-jährigen Beziehungen zwischen dem Verkehrsverein Speyer und unserer Brezelgesellschaft kam es im Oktober zu einem Jubiläumstreffen in Kirchhellen. Mit der Delegation aus der Kaiserstadt am Rhein gab es zunächst eine Stadtrundfahrt in Alt-Bottrop, mit einem Empfang durch Oberbürgermeister Bernd Tischler  im Rathaus der Stadt. Bei dem Besuch des Tetraeders an der Beckstraße stand für viele Kirchhellener der Blick auf die „Arena auf Schalke“ im Mittelpunkt. Die Brezelmajestäten, Königin Monika und König Rainer, hatten hoch oben – bei stürmischen Winden – für eine zünftige Kaffeerunde gesorgt. Ein Besuch des Waldpädagogischen Zentrums am Ruhehorst (mit stimmungsvoller Untermalung durch die Jagdhornbläser des Hegerings Kirchhellen)  und ein gemütliches Beisammensein am Abend im Kirchhellener Brauhaus rundeten das Programm ab. Als Erinnerung an dieses Jubiläumstreffen ist ein kleines Kunstwerk aus Speyer, mit den unterschiedlichen Brezeln aus Speyer und Kirchhellen, im Brauhaus verblieben.

2013

Am 05. Mai 2013 verstarb unser Ex-Brezeldirektor Manfred Schulz im Alter von 73 Jahren. „Manni“, so nannten wir ihn, war über Jahrzehnte in unserer Brezelgesellschaft an vorderster Stelle aktiv. Er war stark engagiert und auch immer wieder Ideengeber für die Weiter-entwicklung unserer Gesellschaft. Manfred  Schulz begann 1967 seine große  und  lange Karriere in der Gesellschaft als Brezelmajor. Im Brezelfestjahr 1999 trat er als Brezeldirektor zurück. Danke Manni!

Zum Brezelfest in Speyer (im Juli 2013) fuhren verschiedene Gruppen der Gesellschaft auf unterschiedliche Weise. Bereits eine Woche vorher begann für radelnde Brezelbrüder die „Tour de Speyer“, angeführt vom Brezelkönig 2008, Christoph Löns. Rechtzeitig zur Eröffnung des Brezelfestes am Donnerstag trafen sie in Speyer ein. 475 km waren radelnd zurückgelegt. Eine weitere 25-köpfige Brezeldelegation, angeführt vom Königspaar, traf am Brezelfestsamstag in Speyer ein und nahm am Sonntag mit einem von den Speyrer Freunden bereitgestellten Festwagen jubelnd am großen Brezelumzug in Speyer teil.

Unsere Brezelfest-Hompage war im Juli das Opfer von „Hackern“. Bis in den Oktober hinein hatten wir keinen Internetauftritt. Unser „Webmaster“ Michael Stappert musste mühsam das umfangreiche Datenmaterial erst wieder „aufbauen“. Der traditionelle Brezelausmarsch im September, ein Jahr vor dem nächsten Brezelfest, startete nicht wie gewohnt in der Dorfmitte, sondern – auf Wunsch unseres Königs Rainer I. – an der Brezelkönigsresidenz in Feldhausen.

Eine traurige Mitteilung, die uns sehr betroffen machte, erreichte uns aus Speyer. Heike Häußler, Vorsitzende des Verkehrsvereins Speyer, verstarb am 23. September 2013. Die Kirchhellener, die beim letzten Brezelfest im Juli in Speyer waren, konnten Heike noch so erleben, wie wir sie seit 2003 kannten. Die „Dame mit dem Hut“ hat mit ihren Auftritten in Kirchhellen bei unseren Brezelfesten in den Jahren 2005, 2008 und 2011 für bleibende Eindrücke gesorgt.

1883 – 1936

Die Überlieferung der Ereignisse des Jahres 1883 und die vorliegenden Aufzeichnungen des dritten Brezelkönigs Johann Rump dürften die Geschehnisse des ersten Brezelfesttages (geworfen wurde allerdings zunächst auf einen Stuten) richtig – zumindest aber glaubwürdig – wiedergeben (siehe auch unter Entstehungsgeschichte).

Die ersten Brezelmajestäten, Anstreichermeister Franz Xanten und Lisette Otterbeck, standen im Gegensatz zu damals amtierenden Schützenmajestäten wohl noch nicht im Rampenlicht des Dorfgeschehens. Als 1908 das fünfte Brezelfest gefeiert wird, ist der uns bekannte „Dreijahres-Rhythmus“ erreicht. Die Dimensionen des Brezelfestes 1911 nehmen danach größere Ausmaße an. Das ist aus dem ältesten uns erhaltenen Brezelplakat aus dem Jahr 1911 zu ersehen.

Nur wenige Jahre brauchten die Kirchhellener nach dem 1. Weltkrieg, um sich der guten alten Tradition zu erinnern. 1921 erging wieder der Ruf an das Schützen- und Brezelvolk. Die noch vorhandenen Materialien, insbesondere Festplakate, zu den Festen dieser Jahre zeigen, wie originell und „ursprünglich“ gefeiert wurde.

Ein Zitat aus einem Zeitungsartikel vom Brezelfest 1936, einem wichtigen historischen Dokument:

„Brezelbrüdergesellschaft:
Dieses Wort musst du einmal ganz bedächtig aussprechen. Du merkst dann, welch schalkhafter Humor schon in diesem Worte steckt. So ist es mit dem ganzen Brezelfest, das regelmäßig das Kirchhellener Schützenfest am dritten Tage zu beschließen pflegt. Du musst nur einmal die vielen Brezelbrüder gesehen haben, wie sie in drolliger Fröhlichkeit ihren Brezelorden im Knopfloch tragen und damit paradieren, als wäre er eine ganz seltene und hohe Auszeichnung.“

Viele Schützen- und Brezelbrüder aus Kirchhellen, die lieber im September 1939 wieder „ihr Fest in Kirchhellen“ gefeiert hätten, mussten genau in diesen Tagen in einen sinnlosen Krieg ziehen. Nicht alle konnten beim ersten Fest nach den Kriegsereignissen wieder dabei sein.

1952 – 1964

Die Schrecken des Zweiten Weltkrieges sind zwar noch nicht vergessen, aber in Kirchhellen besinnt man sich 1952 langsam wieder auf alte Bräuche und Urtümlichkeiten. Hauptmotoren für den Neubeginn sind Brezeldirektor Jan Lienen (Fockenberg), Löwen-Jupp (Schulte-Wieschen), Major Hannes Bellendorf (Schroer) und Helmut Brachmann. Oberst wird Bernhard Hetkämper. Hauptmänner der zwei Kompanien sind Karl Bayer-Jandewerth und Alois Fockenberg. Es wird ein Riesenfest.

Mit dem Schlachtruf „Schlogt man drop! Holt em runner!“ eröffnet Hauptlehrer Wilhelm Grafe, der vorletzte Brezelkönig vor dem Kriege, den Kampf um die Würde des Brezelkönigs. Nach mehreren Feuerpausen gelang es Bäckermeister Johann Jandewerth-Bayer den schon stark angeschlagenen Brezel mit einem wahren Meisterwurf abzuwerfen. Zur Brezelkönigin nimmt er Gertrud Kläsener.

Einhellige Meinung aller Beteiligten nach Abschluss des Festes: Die Tradition des Brezelfestes muss fortgesetzt werden! „Das Brezelfest, das volkstümliche Schützenfest des kleinen Mannes“ schreibt die Ruhr-Nachrichten, die mit einem Kirchhellener Ortsteil bis 2006 erschien.

Schon bei der ersten Vorbesprechung für das Brezelfest 1957 ist den Beteiligten klar: Aufgrund des großen Erfolges des Brezelfestes 1952 ist die Gründung einer 3. Kompanie erforderlich. Als Hauptmänner der drei Kompanien werden ernannt: Josef Schulte-Wieschen, Alois Fockenberg und August Gedraht. Beschlossen werden auch „Bretzelstatuten für das traditionelle Bretzelfest am 3. September 1957 in Kirchhellen“. Kirchhellener Brezelbrüder waren seinerzeit noch „Bretzelbrüder“.

Der Brezel, in gewohnter Manier von Josef Weber und Sohn Hans (Teita) gebacken, muss sich zuletzt dem Wurf des neuen Brezelkönigs Wilhelm Mues ergeben. Seine Auserwählte ist Johanna Brinkert.

1957 werden auch Festlegungen getroffen, die so oder in ähnlicher Form auch heute noch Gültigkeit haben. „Künftig soll zur Auflage gemacht werden bzw. in die Statuten aufgenommen werden, dass nur solche Bretzelbrüder, die am allgemeinen Bürgerschützenfest als Schütze mitgewirkt haben, am Bretzelfest listenmäßig erfasst werden können, während alle anderen den erhöhten Eintrittspreis zum Bretzelfest zu zahlen haben! Es soll bei künftigen Festen ausdrücklich darauf hingewiesen werden, dass eine Kostümierung irgendwelcher Art oder karnevalistisches Treiben nicht gestattet sind, damit der Charakter des Bretzelfestes als ein echter Volksbrauch nicht gestört und zweckentfremdet wird. Sämtliche eingetragenen Bretzelbrüder haben während der Veranstaltung, der Umzüge und der Festparaden die üblichen Schützenmützen ohne Kokarde und dazu den Bretzel zu tragen. Holzgewehre, wie sie von der Schützengesellschaft vorgeschrieben werden, sind dagegen für die Bretzelbrüder nicht zulässig, sondern es sind Spazierstöcke oder Knüppel zu tragen.“

An den blauen Bauernkittel, unserem jetzt so beliebten Brezelkittel, dachte noch keiner? Doch! In 2008 wurde ein Foto entdeckt, auf dem Brezelbäcker Hans „Teita“ Weber im Kittel zu sehen ist. Hans Weber: „Wir waren damals zwei Königsadjutanten und haben uns eigens für das Fest die Kittel samt Hut ausgeliehen.“ Der andere Adjutant war Hannes Weikämper, Bruder des späteren Königs Heiner I.

Zum Brezelfest 1960 wird erstmalig das Fernsehen eingeladen. Wie Zeitzeugen berichteten, sollen die Fernsehleute es erstens nicht bereut haben und zweitens auch nicht ganz nüchtern gewesen sein, als alles „im Kasten“ war. Diese ersten Fernsehaufnahmen von einem Kirchhellener Brezelfest wurden 45 Jahre später anlässlich des Festes in 2005 vom WDR zur Verfügung gestellt. Ein historisches Juwel!

Als Motto des Brezelfestes wurde „ln’t Dorp, do is wat loss“ festgelegt. Oberst ist August Schulte-Kellinghaus („Holz-August“). Die Presse: „Ein wahrer Jubelsturm dröhnte, Böllerschüsse krachten, als Friseurmeister Hans Schweitzer, Kirchhellen, Johannesstraße, schließlich den Brezel von der Stange heruntergeholt hatte. Auf den Schultern seiner Anhänger wurde er ins Festzelt getragen. … Der neue Brezelkönig nahm sich Frau Witwe Elisabeth Brauckmann, Kirchhellen, Wellbraucksweg, zur Königin.“

War noch das Brezelfest 1960 ein großer Erfolg, so verbreitete sich 1964 eine Schreckensmeldung in Windeseile durch das Dorf: „Das Brezelfest ist in Gefahr.“ Bei den vorbereitenden Sitzungen für das Fest ist die Beteiligung so gering, dass die wenigen Aktiven in Erwägung ziehen, die Tradition des Brezelfestes einschlafen zu lassen. Ein letzter Versuch, neue Brezelbrüder zu gewinnen oder bewährte Kräfte neu zu motivieren, ist ein Rundschreiben:

„Das Brezelfest ist in Gefahr“. Helfe Du mit, dass es im Interesse der gesamten Bürgerschaft und alter Tradition erhalten bleibt. Von der Gemeinschaft getragen, muss es gelingen, auch 1964 zur Freude der Kirchhellener Bevölkerung und vieler auswärtiger Besucher, das Brezelfest in althergebrachter Weise auf die Beine zu stellen.“

Der Aufruf blieb nicht ungehört. Der Fortbestand des Festes war gesichert. „Brezel fiel überraschend schnell“ berichtete die Westdeutsche Allgemeine Zeitung am Tag nach dem Fest. „Neuer Brezelkönig in Kirchhellen ist Johannes I. (Gastwirt Schroer-Bellendorf), der mit seinem kräftigen Wurf die Riesenbrezel von der Stange holte. … Er erwählte Bäuerin Zissi Borgmann, geb. Steinmann, zur Königin. Da er bisher als Major fungierte, ernannte er Josef Schulte-Wieschen zum Nachfolger, dessen Posten als Führer der 1. Kompanie an Dr. Josef Drecker ging. Dann formierte sich der Zug durch das Brezeldorf.“

Begeistert schrieb der damalige Chronist am Ende der Festivitäten. „Das Brezelfest 1964 ist vorüber. Es lebe das Brezelfest. Unsere gemeinsamen Bemühungen waren nicht umsonst. Das Brezelfest 1964 hat sowohl bei der Bürgerschaft, wie auch bei den vielen auswärtigen Gästen ein Echo hervorgerufen wie nie zuvor.“

1967 – 1977

War das Brezelfest 1964 sozusagen die Wiedergeburt der beinahe „toten Tradition“ des Brezelfestes, so stand das Fest 1967 im Zeichen der „Verjüngung“ des Vorstandes. Brezeldirektor wurde Hannes Bellendorf (Schroer), Geschäftsführer sind Helmut Brachmann und neu dazugekommen Heiner Weikämper. Neuer Brezeloberst Löwen-Jupp (Schulte Wieschen), neuer Brezelmajor Manfred Schulz. Paul Hermes, später Brezelmusikdirektor, trug erstmals das von ihm verfasste „Brezelaner Lied 1967 – Wir werfen hier nach altem Brauch“ vor.

Haarsträubend war auch wieder das Attraktionsprogramm am Brezelfesttag. Es stand unter dem Motto „Det Dorp es außer Rand und Band. Den Griesgram sall de Düwel halen! Willkommen sind allhier to Land, de Leü ut Nederland, ut Rhinland un Westfalen“. Pablo Semreh (Paul Hermes), der Kraftmensch, kämpfte mit vier Unbekannten. Der „Ölscheich von Belybien“, Nasser Emir Abdul Ben Kunert, machte mit seiner Lieblingsfrau auf der Durchreise Station in Kirchhellen. Brezelkönig wurde Maler- und Anstreichermeister Hans Schürken. Zu seiner Mitregentin wählte er Maria Brauckmann.

Brezelmusikdirektor Paul Hermes feilte und tüftelte unermüdlich an einem neuen Lied zum Brezelfest 1970. Er ließ seinen Gedanken freien Lauf. Endlich war es soweit. Während einer Sitzung am 5. Juni 1970 hatte das Lied – ja die Hymne – der Brezelaner, „Ja, wir Brezelbrüder wissen“ (nach der Melodie „Wenn die bunten Fahnen wehen“) seine Uraufführung. Und wir singen, singen das Brezelaner-Lied Nr. 1 immer noch.

Während dieser Sitzung wird noch eine weitere Neuheit vorgestellt: Die Brezelpolizei, eines der Wahrzeichen des Brezelfestes, die mit strenger Hand für Ordnung sorgt. Hauptmatadoren waren zunächst Willi Rommeswinkel und Peter Dreckmann.

Besondere Attraktion am Vormittag des Brezelfestes war die 1. öffentliche Ratssitzung des Kirchhellener Gemeinderates im Festzelt, die bei den Zuschauern reine Lachsalven auslöste. Als der Brezel endlich fiel schulterten die wackeren Brezelbrüder den Tischlermeister Heinrich Wessels im Triumphzug ins Zelt. Hier proklamierte ihn Gemeindedirektor Dr. Königshausen zum Brezelkönig Heinrich I. und Doris Schenke zur neuen Brezel-Königin Doris I.

Das gab es auch noch nie: Über 800 Brezelbrüder hatten sich eintragen lassen und marschierten brezelverziert und sonst originell geschmückt in den Kompanien beim Brezelumzug und der Parade mit. Schätzungsweise über 10.000 Besucher sahen den Umzug.

Heinrich Steinberg und Franz Bölting boten am Nachmittag in ihrem Bauernmuseum Kostbarkeiten an, die es sonst auf der Welt nicht mehr gibt: Das einzige Scheffelmaß; das Messer vom Menschenfresser Hahmann, der vor vielen hundert Jahren in Kirchhellen eine Zeitlang „wirkte“; ein großes und ein kleines Horn von je eins der sieben fetten und mageren Kühe aus dem Alten Testament; das Hauptstück der ersten Wasserzubereitungsanlage aus Afrika mit einem Häuptlingshaar; ein über 300 Jahre alter Pirseling, in dem erst kürzlich noch von einem bekannten Professor Leben festgestellt wurde; die einzigen Tropfen Maurerschweiß, gesammelt beim Turmbau zu Babel und vieles mehr.

Endlich war es soweit: Brezelanien feierte 1973 sein 90jähriges Bestehen. Alte Kostüme waren beschafft und die Geburtshäuser der Initiatoren besonders geschmückt worden. Einer der zahlreichen Höhepunkte war wieder die außerordentliche Ratssitzung. Einheitlich in blaue Ba

uernkittel gewandet, bollerte der gesamte Gemeinderat auf dem Pferdewagen vor dem Zelt an, mit roten Halstüchern die Sozis, mit schwarzen die CDU-Männer. Die Verwaltung trug schwarz-rot.

Mehr als 1.200 Brezelbrüder hatten sich bis zum Beginn des Brezelwerfens in die Listen eintragen lassen. Eine solche Rekordbeteiligung gab es vorher noch nie. Der Riesenbrezel vertrug manch argen Stoß, bevor ihm Bäckermeister Egon Schnieder „den Garaus machte“. Hallo und Händedrücken für den neuen Brezelkönig Egon I., der sich lrmgard Strangemann aus Ekel zur Königin erkor.

Ein sechsspänniger Festwagen der Dortmunder Aktien Brauerei war die besondere Attraktion beim Brezelumzug. Nach Festparade und Umzug durch das Brezeldorf rollte am Nachmittag ein „karambastisches“ Attraktionsprogramm im und am Zelt ab. Es war wohl das bisher turbulenteste Fest in der langjährigen Geschichte der Brezelgesellschaft.

Zum ersten Mal in der Geschichte der Brezelgesellschaft wurden 1977 Jubilare geehrt. Für 40 Jahre aktive Tätigkeit beim Brezelfest erhielten Jans Heisterkamp, Josef Brinkert und Heinrich Steinberg einen Zinnbrezel. Als Aktive bei allen Brezelfesten nach dem Zweiten Weltkrieg wurden ausgezeichnet: Josef Schulte-Wieschen, Johannes Bellendorf, Willi Fockenberg, Johannes und Josef Schlüter, Bernhard Haseke, Heiner Timmerhaus, Theo May, Willi Hasebrink, Wilhelm Holtkamp, Hans Brüne, Hannes Voßbeck, Heinz Fockenberg, Wilhelm Körtling, Fritz Jost und Franz Bölting.

Mit dem Brezelfest 1977 wird eine neue Ära eingeleitet, ist es doch das erste Fest, das nach der Eingemeindung Kirchhellens nach Bottrop gefeiert wird. Oberstadtdirektor Bernd Schürmann aus dem Bottroper Rathaus wurde neuer Brezelprotektor. Die Brezelgesellschaft vergab in diesem Jahr erstmals den Auftrag zur Anfertigung von Brezelkitteln mit rotem Halstuch.

Die „Mesterstunne inne Klumpenkammer“ ersetzte mit großem Erfolg am Vormittag im Festzelt die vorher abgehaltenen „Gemeinderatssitzungen“. Unvergessen sind die plattdeutschen Dönkes, vorgetragen von Hans Büning, Jans Heisterkamp, Jans Hermes, Fritz Pels, Jans Rottmann, Jupp Schäpermeier, Jans Schnieder, Heinrich Steinberg und Bernd Uhlenbrock. Ein Stück gutes, altes Dorfleben lebte wieder auf.

Neuer Brezelkönig wurde Hans Kläsener. Mit Riesenjubel wurde er mit dem Überbleibsel des Brezels geschmückt ins Festzelt getragen. Seine Brezelkönigin wurde Liesel I. Winkel. Der große Brezelumzug durch Kirchhellen-Mitte stellte alles bisher da gewesene in den Schatten.

1980 – 1990

1980 waren wichtige Personalentscheidungen zu treffen, da Brezeloberst Josef Schulte-Wieschen verstorben war und Brezeldirektor Hannes Bellendorf, der dieses Amt seit 1967 innehatte, von diesem Posten zurücktrat. Neuer Brezeldirektor wurde der bisherige Oberleutnant der 2. Kompanie, Hugo Liesenklas. „Schroers Hannes“ (Hannes Bellendorf) und Manfred (Manni) Schulz wurden zum Brezeloberst bzw. Brezelmajor gewählt.

„Brezelanien singt“ schallt es am Brezelfestmorgen durch das Festzelt, das Attraktionsprogramm begeistert jung und alt. Den Verantwortlichen fuhr Angst und Schrecken in alle Glieder, als der Brezel bereits nach einigen Würfen bedenklich Federn lassen muss. Der Gruppe um Jürgen Winkel gelingt es, den Brezel mit einem wahren Trommelfeuer von der Stange zu holen. Damit bleibt die Königswürde für weitere drei Jahre in der Familie Winkel. Neue Brezelkönigin wurde Waltraud Schweitzer.

Beim großen Brezelumzug am Nachmittag im Dorf müssen Petrus wohl die Freudentränen gekommen sein. Es beginnt so stark zu regnen, dass der große Festzug kurzfristig umgeleitet werden muss. Die Parade vor dem alten und neuen Königspaar kann nicht auf der Paradewiese an der Gartenstraße stattfinden, sondern wird vor die Mehrzweckhalle (jetzt Brauhaus am Ring) verlegt. Aber das tut der Stimmung keinen Abbruch.

1883 bis 1983 – ein Anlass erstmals die Geschichte der ersten 100 Jahre der Brezelgesellschaft zum Jubiläumsfest aufzuarbeiten. Ein Arbeitskreis mit mehreren Brezelbrüdern macht sich an die schwierige Aufgabe und meistert sie. Erstmalig werden in einer Festschrift vorhandene Daten, Fakten und auch Erinnerungen zur Entwicklung der Brezelgesellschaft kompakt zusammengestellt. Vieles muss aber unbeantwortet bleiben, denn zu den Ursprüngen des Brezeltreibens gab es keine Originalaufzeichnungen.

Ein „Jahrhundertfest“ wird es genannt. Entsprechend sind auch die Vorbereitungen. Eine gemeinsame Schützen- und Brezelausstellung in der Volksbank mit Bildern, Plakaten, Urkunden und Texten beider Gesellschaften sowie Originalitäten aus dem Brezelmuseum wird zusammengestellt und findet das Interesse zahlreicher Besucher.

Es wird wieder ein großes Volksfest. Zu Beginn des feierlichen Festhochamtes am Sonntagmorgen für die Gefallenen und Verstorbenen segnete Pfarrer Heinrich Bischof die neue und erste Fahne der Brezelgesellschaft Kirchhellen. Gestiftet wurde diese Fahne mit dem Dorfmotiv von Kirchhellen um 1883 und dem Symbol der „Brezelgesellschaft Kirchhellen 1883″ vom noch amtierenden Brezelkönigspaar.

Das Jubiläums-Brezelfest wurde von einer kaum zu beschreibenden Begeisterung getragen. Auf der Festwiese ein buntes und unterhaltendes Programm für jedermann, im Festzelt Singen und Schunkeln mit Volks- und Heimatliedern. Beim Brezelwerfen musste der nach vielen Würfen lädierte Brezel mehrfach an der Stange gelockert werden, bevor es dem einzigen Königsbewerber Bernhard Hetkämper-Flockert, Landwirt, gelang, mit kräftiger Unterstützung seiner Getreuen den Brezel von der Halterung herunter zu holen. „Ich bin’s!“ triumphierte er nach dem entscheidenden Wurf. „Flockerts Bernd“ war total aus dem Häuschen. Zu seiner Königin erkor er sich Elli Grewer, geborene Jansen „Brackenberger“.

„Kirchhellen wie vor 100 Jahren!“ war das Motiv aller Teilnehmer des Festzuges. Alle Wagen ein Zeugnis höchster Handwerkskunst, die überall großen Beifall ernteten. Ein Wagen origineller als der andere. Dass es ein wunderschönes Brezelfest war, mag man auch daran erkennen, dass bei der Dankeschönfeier, dem sog. „6-Wochen-Amt“, im Saal von Schulte-Wieschen Aufklebezettel mit dem Schriftzug „Bitte nicht stören, ich denke noch ans Brezelfest 1983″ getragen wurden.

1987, mit Rücksicht auf die Feierlichkeiten zum 100jährigen der Freiwilligen Feuerwehr Kirchhellen also erst nach vier Jahren, wurde wieder das Schützen- und Brezelfest gefeiert. „In Kirchhellen ist doch klar, sind Brezelfeste wunderbar.“ So begrüßte der amtierende Brezelkönig im März 1987 bei der Gründungsversammlung das Brezelvolk von Kirchhellen im voll besetzten Saal von Schulte-Wieschen. Zum neuen Brezeloberst wurde Albert (Zappi) Kleine-Wolters gewählt.

Wie sehr ein Brezel als Symbol von unverfälschtem Brauchtum und origineller Tradition zur Faszination vieler Tausender von nah und fern werden kann – Kirchhellen bewies es auch dieses Mal wieder beispielhaft. Viel Spaß an der Freud‘ kam auf, wenn z. B. Steinberg’s Heinrich im Bauernmuseum unglaubliche „Vertellkes“ zum Besten gab. Es „bogen sich die Balken“, wenn er und Hermann Kleimann die Herkunft der merkwürdigen Relikte erläuterte oder Raritäten zum Besten gab.

Beim Brezelwerfen wurde der eingebackene Strick einmal zu stark gelockert; plötzlich fiel der Brezel von allein runter. Über eine Stunde bröckelte der Brezel vor sich hin – und dann grenzenloser Jubel: „Jo, Coco es Brezelkönig“. Paul I. „Coco“ Große-Venhaus – seit 1952 erster Standartenoffizier – hatte die Brezelreste herunter geholt. Rita I. (Dreiskämper) wurde seine Brezelkönigin.

Die Planungen der Stadt waren auf die rechtzeitige Fertigstellung der neuen Festwiese am Kirchhellener Ring für die Festtage 1990 abgestellt. Allerdings gab es plötzlich ein Problem. „Bombe gefährdet Brezelfest“, so die Schlagzeile in der Ortspresse im Juni. Nachdem die Arbeiten wegen der notwendigen „Entschärfung“ der Bomben vorübergehend für einige Tage eingestellt werden mussten, konnte aber der neue „Josef-Terwellen-Platz“ doch noch rechtzeitig fertig gestellt und eingeweiht werden.

Wiedergewählt wurden Brezeldirektor Hugo Liesenklas („Hugo der Gewaltige“), Geschäftsführer Heiner Weikämper, Oberst Albert Kleine-Wolters, Major Manfred Schulz. Hauptleute in diesem Brezelfestjahr waren: 1. Kompanie Willi Hasebrink, 2. Kompanie Willi Overgünne, 3. Kompanie Peter Drecker, 4. Kompanie Heinz Körtling. Oberstadtdirektor Ernst Löchelt wurde neuer Brezelprotektor.

„Willkommen im Brezeldorf Kirchhellen“ hieß es am Brezelfesttag auf den vom Brezelprotektor geschenkten Schildern. Beim Brezelwerfen bekam am meisten die Birke, die hinter der Brezel-Abwurfstange stand, die Abwurfhölzer zu spüren. Es dauerte lange, bis der neue König feststand. Schreinermeister Werner I. (Stratmann) wurde auf die Schultern gehoben und zum Zelt getragen. Der König stellte sich im Zelt seinem Volk: „Es juckte so merkwürdig in meinen Fingern, als ich mit der Keule den entscheidenden Wurf tat.“ Seine neue Königin wurde Bernhardine I. (Miermann).

Im über zwei Kilometer langen Festzug war auch das Kaltblutpferd der Alten Herren der Landjugend, „Wilhelmine, die Liebliche von der Normandie“, dabei. Sie konnte sich freuen, daß sie, nun endlich trächtig, gefahren wurde. Unter dem Motto „Mutterschutz für Wilhelmine!“ brauchte sie diesmal nicht ziehen, sondern wurde durch die Straßen Kirchhellens gefahren.

1993 – 1999

Brezelbäcker Hans „Teita“ Weber war für das Brezelfest 1993 zum letzten Mal in „offizieller Funktion“ tätig. Er hatte seinen letzten Abwurfbrezel gebacken und die Nachfolge an Hans Kläsener, Brezelkönig von 1977, übergeben. Beim Umzug durch das Dorf (am Donnerstag vor dem Fest) musste das „gute Stück“ allerdings mit einem Regenschirm vor dem „Einweichen“ geschützt werden.

Das Brezelwerfen nahm scheinbar kein Ende. Von großer Zielgenauigkeit konnte wohl keine Rede sein. Bei den „Ehrenwürfen“ allerdings traf mit voller Breitseite Pastor Heinrich Bischof. Wollte er mit einem Volltreffer am Thron des Brezelkönigs rütteln? Fast 20 Minuten musste das Brezelwerfen für den Privatsender RTL unterbrochen werden. So lange dauerten die Vorbereitungen für eine etwa (nur) zweiminütige Live-Übertragung.

Um die Königswürde bewarben sich neben Anton Lepper auch Bernhard Brauckmann und Hans Schweitzer. Am Ende war es Anton Lepper (ein echter Brezelkanonier), der nach mehreren Lockerungsübungen am Brezel die bessere Mannschaft hatte. Zu seiner glücklichen Königin erwählte er Gertrud II. (Kluger). „Ich freu mich drauf“, gestand Gertrud. „Ich hoffe, sie weiß, was sie da gesagt hat“ meinte eine Nachbarin. Sie wusste es!

Rund 50 000 Schaulustige ließen sich am Nachmittag vom großen Brezelfestumzug anlocken. Ein neuer Rekord wurde aufgestellt: 43 Wagen und viele Fußgruppen nahmen teil. Für große Aufmerksamkeit sorgte die „Straßenbahn Linie 17″ vom „Herrenclub Feldhausen“. Diese Straßenbahnlinie hatte ihren Betrieb zwischen Gladbeck und Kirchhellen schon 1964 eingestellt. Die Parade fand erstmals auf der neuen Festwiese an der Holthausener Straße statt.

Bei der Gründungsversammlung im März 1996 gab es wichtige Veränderungen im Vorstand. In der Geschäftsführung bekam Heiner Weikämper Verstärkung. Gleich drei stellvertretende Geschäftsführer wurden gewählt (Michael Kleine-Wieskamp, Johannes Schlüter und Gregor Stratmann). Neuer Brezelchronist auf dem verwaisten Posten wurde Reinhold Rottmann.

Neuer Schützenkönig wurde für die meisten überraschend der noch amtierende und jetzt „untreu“ werdende Brezeloberst Albert Kleine-Wolters (Albert I.), in Kirchhellen viel besser als „Zappi“ bekannt. Die Presse schrieb dazu „Ein Brezel-Oberst ging gestern fremd“.

Für das Brezelaufnähen am frühen Morgen des Brezelfesttages (früher bei Schulte-Wieschen) stand die Traditionsgaststätte Hackfurth leider nicht mehr zur Verfügung, da auch sie geschlossen wurde. Daher war man in die Bürgerbegegnungsstätte „Hof Jünger“, am Wellbraucksweg, ausgewichen. Während des Tages wurde in zahlreichen Live-Schaltungen vom Lokalsender Radio-Emscher-Lippe (REL) erstmals im Rundfunk über den Verlauf des Festes und insbesondere über den Festumzug umfassend berichtet. Das Brezelfest wurde zum Top-Thema des Tages in der Berichterstattung des Senders.

Aus der Gerüchteküche „Wer wird neuer Brezelkönig?“ blieben am Festtag nur noch zwei altgediente Brezelbrüder als heiße Anwärter über. Hans Schweitzer, Beisitzer im geschäftsführenden Vorstand der Brezelgesellschaft und Heiner Weikämper (der scheinbar „mit dem Brezel lebt und schlafen geht“). Heiner war der glückliche und begeistert gefeierte neue Brezelkönig 1996. Strahlend stellte er Elisabeth Niermann geb. Steinberg als seine Brezelkönigin vor. Die Proklamation des neuen Brezelkönigspaares Heiner I. und Elisabeth II. nahm sein Dienstherr, Oberbürgermeister Ernst Löchelt, vor.

Im Brezelfestjahr 1999 trat Brezeldirektor Manfred Schulz als Brezeldirektor zurück. Brezelkönig Heiner I. stellte dazu fest: „Schade für uns alle, ein großer Verlust“. Neuer Brezeldirektor wurde der bisherige Hauptmann der 4. Kompanie, Bernhard Steinmann. „Diese Aufgabe ist für mich ein Traum, für meine Frau schrecklich und für meine Mutter ein „Alptraum.“ Brezeloberst wurde Ralf Kluger. In der Gründungsversammlung wurde erstmalig die traditionell zu verlesende Entstehungsgeschichte des Kirchhellener Brezelfestes von Egon Dieckmann-Beckedahl und Engelbert Preuthen in plattdeutscher Sprache vorgetragen. Eine gelungene Premiere.

Die zweite öffentliche Versammlung im Ortsteil Hardinghausen, auf dem Bauernhof von Josef Rottmann, Gahlener Straße , fand erstmals in einer „Festscheune“ mit rd. 400 Brezelbrüdern statt. Die Organisatoren der Veranstaltung hatten den Veranstaltungsraum stimmungsvoll hergerichtet. Mittelpunkt der großen Scheune war der „Ferkspott“, der mit heißem Wasser und darin schwimmenden Wacholderflaschen gefüllt war. Major Ulli Voßelmann sah sich zwischenzeitlich veranlasst, die Brezelbrüder zu einem Strafausmarsch antreten zu lassen, um die Gemüter zu „beruhigen“.

Was war beim Brezelfest kurz vor Schluss des Brezelwerfens los? Die beiden Königsanwärter Hans Schweitzer und Peter Dreckmann (Schmutzmann) waren „verschwunden“. Hatten sie Angst vor der eigenen Courage? Das Werfen musste einige Zeit unterbrochen und die Kandidaten gesucht werden. Die Blasmusik spielte unermüdlich. Besorgte Blicke bei den Verantwortlichen. Des Rätsels Lösung: Hans und Peter hatten gemeinsam noch eine Stärkung (feste Nahrung!) eingenommen, um den anschließenden fairen Wettkampf und die folgenden Turbulenzen besser überstehen zu können.

Schließlich war Hans Schweitzer als Hans IV. strahlender Triumphator in einem fairen Wettbewerb. Wie er mit dem Reststück des Brezels im Festzelt die Gesänge „Wir singen Hans 99″ über sich ergehen ließ! Strahlendes Glück zusammen mit seiner Königin Dorothee I. (Brauckmann).

2002 – 2005

2002 fand die Gründungsversammlung erstmals im Brauhaus am Ring statt. Das Gebäude, die frühere Bernd-Schnock-Halle, hatte eine „Ur-Kirchhellener-Investorengruppe“ von der Stadt Bottrop übernommen und zu einer für Kirchhellener Festlichkeiten angemessenen großen Lokalität umgebaut. Eine gelungene Investition.

Im Frühjahr des Jahres gab es die ersten konkreten Kontakte zum Verkehrsverein Speyer, dem Veranstalter des Brezelfestes in der Stadt am Oberrhein. Eine Anfrage aus Speyer wurde aufgegriffen, um zum Besuch unseres Festes einzuladen. Mehrfach wiederholte „zaghafte“ Annäherungsversuche über 25 Jahre hatten zuvor nicht zum Erfolg geführt. Erst durch Aufräumarbeiten beim Verkehrsverein Speyer wurde man auf Grund alter Unterlagen wieder auf ein Brezelfest in Kirchhellen aufmerksam.

Nicht üblich war der Redeplatz für die ans Mikrofon tretenden Brezelbrüder bei der zweiten Brezelversammlung in der Hardinghausener Festscheune. Auf hohen Holzstämmen war eine echte Kirchenkanzel aufgestellt, die Hauptmann Frank „Buddy“ Rottmann aus einer Gaststätte (!) legal „entsorgt“ hatte. An diesem Abend gab es wohl auch das größte „Kirchhellener Haxenessen“ aller Zeiten. „Haxenbrater“ Jürgen Kahnert hatte 550 halben Haxen (!) für die Brezelschwestern und Brezelbrüder vorbereitet. Was gab es denn zur Regulierung nach den Haxen? Natürlich als medizinischen Trank den auf 39 – 42 Grad erhitzten Wacholder.

Im Festmonat September stellte sich Kirchhellen wieder „herausgeputzt“ dar. Neue Girlanden, in grün-weiß und blau-weiß, schmückten das Straßenbild. Beim Brezel holen (am Donnerstag vor den Festtagen) gab es eine große Überraschung. Hauptmann „Frankie“ Tennagels hatte einen Wacholder-Brunnen gebaut. Ca. 1,50m hoch, in Kupfer gearbeitet, „harmlos“ wie ein plätschernder kleiner Hausbrunnen. Der warme Wacholder, lief oben aus einem Überlauf und „Etagenweise“ über mehrere Kupfer-Pflanzenblätter wieder in ein Auffangbecken, wenn nicht zuvor das edle Getränk ohne Glas „aufgeschlürft“ bzw. in Schnapspinnchen abgefüllt wurde. Das Schlürfen machte natürlich viel mehr Freude. Die Schar der Versuchstrinker nahm kein Ende. Einige müssen wohl mehrere Versuche unternommen haben.

Beim Brezelwerfen waren erstmals als besondere Zielobjekte, links und rechts neben dem Brezel, zwei Stuten mit aufgehangen worden. Hierauf sollte auch zunächst geworfen werden. Die Stuten sollen daran erinnern, dass der erste König im Jahre 1883, Anstreichermeister Franz Xanten, der Überlieferung nach ein „Stutenkönig“ war. Überraschend gelang es einem gebürtigen Grafenwälder („Wöller“), Klemens Kreul, Beigeordneter der Stadt Bottrop, den ersten Stuten abzuwerfen.

Beim Beginn des Werfens wurden zwei „heiße“ Königskandidaten gehandelt. Bauer Willi Große-Holtforth vom Schäferweg in Grafenwald und Andreas „Scheule“ Große-Kreul. Erst während des Werfens brachte sich ein dritter Kandidat offiziell ins Gespräch. Es war Hubert Schulte. Als der Zustand des Brezels erkennen ließ, dass sich in der nächsten Zeit etwas Entscheidendes ereignen könnte, kam nach Auslosung der Wurf-Reihenfolge wieder die Truppe von Hubert Schulte zum Zuge. Und es passierte: Der Brezel fiel herunter und Hubert landete oben auf den Schultern der ihn tragenden Offiziere. Seine Königin wurde Lissi I. Gertz. Die Schlagzeile in der Presse am nächsten Tag „Hubert II. tanzte mit Lissi I. in den siebten Himmel“.

Der Große Brezelball ist ein „Selbstläufer“. Hier dirigieren Könige Musikkapellen und Königinnen tanzen dabei auch noch auf Tischen. Letzteres geschehen, als Lissi I. „den Taktstock führte“. Stark beeindruckt von „unserem Brezelfest“ zeigte sich auch der Besuch aus der Brezelstadt Speyer. Ihre Begeisterung war später noch in den verschiedenen Berichten der Speyrer Ortszeitungen nachzulesen: „Speyrer „Spione“ schwer beeindruckt: Im großen Bottroper Ortsteil wird ein ganz besonderes Brezelfest gefeiert“.

Eine Kirchhellener Delegation, angeführt vom Brezelkönig Hubert II., legte bei dem ersten „Gegenbesuch“ im Februar 2003 in Speyer den Grundstein für den größten Auftritt unserer Brezelgesellschaft außerhalb Kirchhellens. 130 Brezelschwestern und Brezelbrüder aus Kirchhellen machten sich im Juli 2003 auf den Weg in die frühere Kaiserstadt. Darunter auch der „Original Kirchhellener Wacholderbrunnen“ auf einem Gerätetrecker. Frankie Tennagels und Ludger „Lupo“ Lepper hatten die 350 km lange Anreise schon zwei Tage früher als die große Kirchhellener Delegation in Angriff genommen.

Für den Speyrer Umzug war ein großer „Kirchhellener Abschnitt“ zusammengestellt worden. Neben einer Fußgruppe der Brezelgesellschaft als größte Gruppe, gab es zehn weitere Kirchhellener Zugnummern. Die musikalische Unterstützung des „Brezelvolkes aus Kirchhellen“ erfolgte durch eine pfälzische Musikkapelle, die zwei Monate vor dem Fest noch nichts von Kirchhellen wusste, geschweige denn das Kirchhellener „Brezelaner-Lied-Nr. 1″ kannte. Die Noten des Brezelliedes hatte der Musikverein Ottersheim mit einem extra komponierten Vorspiel dann in ihr Repertoire aufgenommen.

In der Liveübertragung des Umzuges im Südwest-Fernsehen war deutlich zu sehen, welche Begeisterung die Kirchhellener ausstrahlten. Es gab umfassende Detailinformationen zu Kirchhellen und der Brezelgesellschaft. Unser Auftritt war „Der Zug im Zug“, „Es war ein Erlebnis“, so die Fernsehkommentierung. Nach dem Umzug war der Biergarten auf dem Festplatz eine „Kirchhellener Oase am Oberrhein“. Die nachhaltigen Eindrücke gab besonders zutreffend Brezeldirektor Bernhard Steinmann wieder: „Ich habe vieles schon erlebt, aber so etwas noch nicht“.

Das Jahr 2003, also 120 Jahre nach Gründung der Brezelgesellschaft, hatte in der Geschichte der Brezelgesellschaft ein weiteres unvergessliches Ereignis. Neben dem Besuch des Brezelfestes in Speyer galt es im September (am „Brezeldienstag“) in angemessener Form den neuen „Brezelbruder in Bronze“ der Öffentlichkeit vorzustellen.

Die Idee, einen Brezelbruder „in Lebensgröße“ im Dorfkern Kirchhellens aufzustellen, gab es schon viele Jahre. Die Fahnenoffiziere der Brezelgesellschaft (überwiegend ehem. Brezelkönige und Prinzgemahle) hatten sich 2002 bereit erklärt, das Projekt von der Ideenfindung bis zur Aufstellung und darüber hinaus zu betreuen.

Der hohe finanzielle Aufwand für die Anfertigung einer Bronzefigur konnte durch zahlreiche Spenden der Kirchhellener Mitbürger und mit einer großen finanziellen Unterstützung der Sparkasse Bottrop gedeckt werden. Der Bildhauerin Christine Sültrup (Münster) gelang es, nach dem Modellieren einer Gipsskulptur dem späteren Bronzebruder „Leben einzuhauchen“. Einzige Vorgabe war: „Einen Kittel muss er tragen und ein Tuch um den Hals, er muss ein Wurfholz in der Hand halten und natürlich den Brezel.“

Die Feierlichkeiten an einem Dienstag (Beginn 16.30 Uhr!) waren ein Erfolg. Diese Beteiligung der Kirchhellener Bevölkerung konnte man nicht erwarten. Es war doch kein Brezelfest! Oder? Im Umzug ging es über die Hauptstraße bis zur St. Johannes-Kirche und wieder zurück zum Johann-Breuker-Platz. Es wurde eng, als die Brezelbrüder auf den Johann-Breuker-Platz marschierten. Die Presse schrieb zu den Feierlichkeiten: „Ja ist denn heute schon Brezelfest?! Schätzungen zufolge ließen sich rund 2.000 Kirchhellener das Spektakel der feierlichen Enthüllung auf dem Johann-Breuker-Platz nicht entgehen. Eine stattliche Figur, unser Bronzener Brezelbruder.

Routinemäßig ging es 2005 in die Vorbereitungen für das 26. Brezelfest. Eine besondere Atmosphäre gab es bei der Versammlung im Juni auf dem Hof Rottmann. Eine „Open-Air-Veranstaltung“ mit „Feuer und Licht“. Eine biergartenähnliche Versammlungsstätte im Freien war hergerichtet worden. Aus Edelstahl angefertigte „Brezel-Feuerstellen“ und der im Freien auch beheizbare „Schweinepott“ (für den warmen Wacholder) waren auch aufgestellt. Eine so stimmungsvolle Veranstaltung hatten viele begeisterte Brezelschwestern und Brezelbrüder noch nicht erlebt.

Am Schützenfestmontag traf nahezu zeitgleich mit dem Ende des Vogelschießens die Gruppe der Speyerer Busfahrer ein. Sie konnten nicht mehr miterleben, wie Hubert Hüsken mit einem grandiosen letzten Schuss den Rest des Königsvogels herunter holte.

Der Riesenbrezel machte allen Beteiligten in diesem Jahr Sorgen. „Brezel so hart wie die Knüppel“ lautete die Schlagzeile in der Ortspresse am folgenden Tag. Kein einziges größeres Teil des zähen Backwerkes konnte durch gezielte Würfe „gelöst“ werden. Es bröselte lediglich ein wenig. Die Verantwortlichen an der Abwurfstange mussten daher alle Künste aufbringen, den Brezel „zum Abwurf zu bewegen“. Aber es gelang alles noch im Zeitlimit. Ernsthafte Kandidaten auf den Königstitel waren Jupp Heisterkamp und Ulli Röhling. Wie ein Wunder gelang es Jupp und Co. den nahezu noch unversehrten Brezel „zu Boden zu strecken“. Das Geheimnis, wen er zu seiner neuen Königin nimmt, lüftete Jupp I. selber. Magda I. (Steinmann), aus der Schwarzen Heide, begleitete ihn drei Jahre als Königliche Majestät.

Die Anzahl der Festwagen und Fußgruppen beim Brezelumzug erhöhte sich bereits auf 64 und die Aktivenzahl geschätzt auf etwa 2.000 Personen. Besondere Erwähnung, weil erstmals dabei, soll die Gruppe des Verkehrsvereins Speyer finden. Die Speyerer hatten ihre Requisiten und Handwagen eigens mit Fahrzeugen des THW Speyer nach Kirchhellen transportieren lassen. Ihr Leitthema für den großen Auftritt lautete: „Historisches aus der alten Kaiserstadt Speyer“. Dabei waren u. a. Speyerer Stadtsoldaten der Bürgergarde, Wappenträger, Herolde, Hofdamen, Edelleute und Ritter (mit den Reichs-Kleinodien wie Reichsapfel und Schwert). Ein Bischof (der segnend durch Kirchhellen ging!), Nonnen, Mönche mit kirchlichen Fahnen. Dombaumeister, Steinmetze und Steinknechte, die den Grundstein zum Speyerer Dom auf einem alten Steinmetzewagen transportierten. Hoch zu Pferd, auf zwei Schimmel sitzend, Kaiser Konrad II. und seine Kaiserin Gisela. 4.000 Brezel, das „Speyrer Nationalgebäck“, am Morgen noch in Speyer gebacken, wurden im Umzug mit Kirchhellener Hilfe verteilt. Ein starker Auftritt.

2008 – 2010

2008

„125 Jahre Brezelspaß“, so das Motto für das Brezelfest in 2008. Das Jubiläumsfest der Brezelgesellschaft Kirchhellen 1883 war Anlass, im März 2007 zum ersten Mal in Klausur nach Alstätte im Münsterland zu gehen. Zahlreiche Überlegungen zur Gestaltung des Jubiläumsfestes in 2008 gab es bereits. Der weitestgehende Vorschlag, noch den Mittwoch als weiteren Feiertag „anzuhängen“, fand nach kritischer Abwägung aber keine Zustimmung.

In Zusammenarbeit mit einem Fotogeschäft wurde im Herbst 2007 ein Brezelkalender mit vielen Fotos aus der Geschichte der Gesellschaft herausgebracht. Eine „Brezelbrosche“, ein Anhänger mit dem alten Kirchhellener Wappen und unserem Brezel, wurde entworfen und geprägt. Mit dem (von der Volksbank Kirchhellen gesponserten) Buch „125 Jahre Brezelfest Kirchhellen“ wurde die Geschichte der Gesellschaft fortgeschrieben. Darin konnte erstmalig auch das Foto der 1. Brezelkönigin von 1883, Lisette I. Otterbeck, veröffentlicht werden.

Bei der Gründungsversammlung im Februar 2008 gab es Veränderungen im Vorstand. Nachfolger von Uli Vosselmann, bisheriger Brezelmajor, wurde Christopher Gertz. Theo Dehling schied als Kassierer aus. Für Frank Tennagels wurde Matthias Dierichs neuer Hauptmann der 4. Kompanie. Peter Dreckmann, lange Hauptmann der Brezelpolizei, hatte mit seinem Sohn Markus den Nachfolger in der eigenen Familie.

„Blau und Rot sind unsere Farben“, so der Refrain des neuen Brezelliedes, das zur zweiten Versammlung im Mai auf dem Hof Rottmann an der Gahlener Str. vorgestellt wurde. Scotty „der Eisverkäufer“ hatte sich zur Melodie des WM-Liedes 2006 der Sportfreunde Stiller einen passenden Text einfallen lassen. „Ein echter Ohrwurm“, lobten die rund 500 anwesenden Brezelaner. Dazu kam dann noch der „Brezelwalzer“, ebenfalls von Skotty.

Zwei Wochen vor dem Fest wurde in der Volksbank Kirchhellen eine Ausstellung mit der wohl bisher umfassendsten Dokumentation der 125-jährigen Geschichte des Brezelfestes eröffnet. Die Presse schrieb von einer „Zusammenstellung alter, historischer, lustiger und interessanter Dokumente, Fotos, Collagen, Plakaten und Originalaccessoires“. Die für diese Ausstellung zusammengestellte „Brezel-Lesemappe” enthielt viele interessante Dokumente aus der Brezelgeschichte.

Der Riesenabwurfbrezel war gebacken und mit „125 Jahre Brezelfest 1883 – 2008“ jubiläumsmäßig verziert, drei Tage Schützenfest gefeiert und es war schönstes Brezelwetter am 09. September 2008. Das Brezelkönigspaar 2005, König Jupp I. und Magda I., nahm Abschied. Sie hatten ihre Kleidung an den Stil von vor 125 Jahren angepasst. Drei Fernsehteams waren erschienen. Der WDR berichtete in seiner Nachrichtensendung am Mittag sogar einige Minuten live vom Brezelwerfen.

Eine neue Brezelabwurfstange (mittlerweile schon ein handwerkliches Meisterstück) war extra für das Jubiläumsfest angefertigt worden. Es gab einen fairen Wettkampf der Königskandidaten Christoph Löns (Lönner) und Peter Dreckmann (Schmutzmann). Um 13.40 Uhr war es dann endlich soweit. Das letzte Brezelstück (weniger als die Hälfte) fiel herunter. Stimmung pur beim Einzug des neuen Königs Christoph I., der bei der Proklamation gerne noch zu „seinem“ Brezelvolk länger gesprochen hätte, was aber die Technik verhinderte. Aber er konnte seine neue Brezelkönigin Melanie I. Janinhoff (geborene Surmann) dafür länger in den Arm nehmen. Im REL-Radio kündigte Lönner schon mal für die Zeit seiner Regentschaft an: „Das wird eine feucht-fröhliche Zeit werden.“

67 Wagen und Fußgruppen, fantasievoll und kreativ, dann am Nachmittag beim Großen Brezelumzug. Das Motto, „125 Jahre Brezelspaß“, hatte fast alle Gruppen inspiriert, sich in die Zeit um 1883 zurückzuversetzen. So konnten die Besucher des Umzuges nicht nur einer „Historischen Kartoffelernte“ beiwohnen, auch die „Kirchhellener Waschweiber“ zeigten, wie man vor 125 Jahren an frische Wäsche kam. Farbenfroh, mit bunten Blumen und anderen Naturmaterialien geschmückt, zogen die Wagen hintereinander durchs Dorf.

Die wieder große Gruppe der Speyrer Brezelfreunde, mit ihrer Verkehrsvereinsvorsitzenden Heike Häußler, bediente das feucht-fröhliche Feiervolk stolz mit heimischem Rebensaft. Die Besucherzahl am Straßenrand war so groß, wie nie zuvor. Auch der Abend mit dem Großen Brezelkrönungsball war „Stimmung pur“. Wir können mit Stolz auf dieses Fest zurück blicken.

2010

Es gibt Königspaare die haben Glück und brauchen nicht drei Jahre zu warten, bis das nächste Brezelfest ansteht. 2010 sollte – wie erstmals in 2003 – wieder eine große Delegation nach Speyer aufbrechen. „100 Jahre Brezelfest in Speyer“ stand an. Zugleich wurde die Planung für das Projekt „Erweiterung des Bronzenen Brezelbruders“ in Angriff genommen. Im Vordergrund der Überlegungen stand jetzt eine Bronze-Gruppe „Frau mit Kind“.

Der Förderverein Brezelbruder e. V. hatte die Planungen für die „Brezelfamilie“ weiter betrieben und den finanziellen Rahmen abgestimmt. Die Sparkasse Bottrop machte die endgültige Zusage zur wesentlichen Finanzierung des Projekts. Gleichzeitig wurde die Auflage eines Briefmarken-Sets zur Mitfinanzierung der Erweiterungsgruppe ins Gespräch gebracht. Im März konnten bei Christine Sültrup in Münster bereits die neuen Figuren in Gips besichtigt werden. Nach nur wenigen Korrekturvorschlägen blieb es dann der Bildhauerin überlassen, „Frau und Kind“ zu gestalten. Probeweise wurden die „Rohfiguren“ im Mai vor Ort so platziert, wie sie später auch endgültig aufgestellt werden sollten. Obwohl die Öffentlichkeit über die Presse erst später informiert werden sollte, gab es bereits am 01. Mai die Presseschlagzeile „Brezelbruder kommt unter die Haube“.

Brezelfest in Speyer

„100 Jahre Brezelfest Speyer“ mit der Fahrt vom 10. bis 12. Juli stand aber dann zunächst wieder im Vordergrund aller Planungen. Angemeldet hatten sich rd. 200 Personen für die Fahrt mit Bussen und eigenen PKW`s. 30 weitere Personen dürften sich zusätzlich noch auf den Weg in die Kaiserstadt am Oberrhein gemacht haben.

2003 war es eine Treckerfahrt nach Speyer, die für besondere Aufmerksamkeit sorgte. 2010 sollte das noch mal „getoppt“ werden. Es gelang. Am 2. Juli machten sich die Brezelbrüder Heinrich Bertlich, Theo Dehling und Bernhard Steinmann im Pferdewagen auf den 350 Kilometer langen Weg nach Speyer. Die achtjährige Stute Hannah und ihr vierjähriger Sohn Eddy zogen den Wagen. Über den Rhein ging es mit der Fähre in Walsum-Orsoy. „Mensch und Tier“ wurden überall freundlich aufgenommen. Sie waren im Zeitlimit, mussten aber – nach den ersten starken Anstiegen im Ahrgebiet und der großen Hitze – die für die Pferde einzig richtige Entscheidung treffen. Ein kleiner Transport durch das Bergland wurde organisiert. Behilflich war ihnen Wirt und Viehhändler „Onkel Fritz“, der sie bis Bad Kreuznach kutschierte. In kleinen Etappen, weiterhin großer Hitze, ging es weiter nach Speyer, wo man am Freitag eintraf. Mensch und Tier hatten die Strapazen der Reise gut überstanden. Diese Anreise hatte sich gelohnt.

Am Samstag, 10. Juli, machten sich drei Reisebusse früh morgens auf den Weg nach Speyer. Angeführt vom Brezelkönigspaar Christoph I. Löns und Melanie I. Janinhoff waren auch Oberbürgermeister Bernd Tischler, Brezelprotektor Ernst Löchelt und Bezirksbürgermeisterin Margot Hülskemper mit dabei. Die Hauptquartiere waren wieder das Hotel am Technik Museum und für die „jungen Leute“ wieder der „Boxerclub“.

Zur Mittagszeit in Speyer angekommen, hatten die meisten Kirchhellener nur ein Ziel: Im unteren Domgarten warteten bereits die drei Pferdekutscher. Es gab eine kleine Begrüßung durch den Verkehrsverein Speyer, unserem Brezeldirektor Bernhard Steinmann und unserem Brezelmajor Christopher Gertz. Heinrich Bertlich bedankte sich für den Empfang und für die Hilfe, die ihnen auf der Reise allerorten angeboten wurde. “Es war einfach nur geil“, brachte es „Henry“ auf den Punkt.

Im Festzelt wurde unsere große Kirchhellener Truppe sehr freundlich durch den Oberbürgermeister der Stadt Speyer, Werner Schineller, begrüßt. Die große Hitze (nahe an 40 Grad!) machte den Brezelschwestern und –brüdern schwer zu schaffen. Es gab daher viele Ruhephasen, aber auch eine „angemessene Abkühlung“ in dem einen oder anderen Biergarten. Am Abend war der Biergarten im Domhof für den überwiegenden Teil der Truppe gemeinsamer Treffpunkt. Man kann auch sagen, dass der Biergarten in Kirchhellener Hand war. Die Stimmung war bestens, zumal der Sieg der Deutschen Nationalmannschaft gegen Uruguay angemessen gefeiert wurde. Im Festzelt auf dem Brezelfest-Platz wurde der schöne „Kirchhellener Abend“ in Speyer noch ausgiebig gefeiert. Denn schlafen bei diesen Temperaturen, das musste noch ein wenig zurück gestellt werden.

Am Brezelfestsonntag in Speyer steht traditionell der Brezelumzug im Mittelpunkt. Für unseren „Kirchhellener Abschnitt“ im Umzug gab es folgende Zugordnung:

  • Schildträger: „Brezelgesellschaft Kirchhellen 1883“
  • Brezelpolizei
  • Brezelstandartenoffiziere
  • Brezelfahnenoffiziere
  • Festwagen
  • Waffelbäckerinnen
  • Jung-Kanoniere mit Auto
  • Brezelkönigskutsche
  • Schwenkfahnenoffiziere
  • Musikverein Ottersheim
  • Fußgruppe der Kirchhellener Brezelbrüder und Brezelschwestern
  • Brezelkanoniere

Im Stadtgebiet waren noch unterwegs: „Bär und Bärenleiher“ und „Die Flotten Pfannwender“, die Buchweizenpfannekuchen vor dem Stadthaus backten. Wie bereits 2003 begleitete die Musikkapelle vom Musikverein Ottersheim die Kirchhellener. Und sie spielte auch wieder gekonnt unser Brezelaner-Lied Nr. 1. Die Noten dafür hatten sie sorgsam aufbewahrt.

Als nach langer Wartezeit der Umzug in Bewegung kam, war das schon ein wenig aufregend für alle, die zum ersten Mal dabei waren. Die Stimmung war bestens und das Publikum am Straßenrand war super „drauf“. Gut, dass gekühlte Getränke vorhanden waren, ansonsten hätten sicher einige noch größere Probleme mit der Hitze bekommen. Die von der Feuerwehr Speyer durchgeführte äußere Abkühlung mit Wasserspritzen wahr zudem sehr hilfreich. Wieder imposant der Marsch über die Maximilianstraße, vom Altpörtel zum Dom. Ein Höhepunkt des Umzugs war für die Kirchhellener sicherlich der Vorbeimarsch an den „restlichen Kirchhellenern“, die im Bereich des Domplatzes standen, Buchweizenpfannkuchen backten und uns herzlichst begrüßten. Hier war auch die Tribüne des Verkehrsvereins Speyer aufgebaut, mit dem Ministerpräsidenten von Rheinland-Pfalz, Kurt Beck, als Promigast. Der Umzug war ein tolles Erlebnis.

Danach gab es nur noch: Duschen, Sitzen, Ausruhen, Speisen und kühle Getränke. Aber alles mit viel Spaß. Die meisten trafen sich zunächst wieder im Biergarten am Festzelt. Am Abend ging es im Biergarten des Domhofes mit dem WM-Endspiel und dem Sieg Spaniens (gegen Italien) weiter. Der Abschluss – richtig! – war wieder im Festzelt. Für uns schon ein „Heimspiel“. Ein unvergessliches Wochenende in der alten Kaiserstadt am Rhein.

Die Presse in Speyer war voll des Lobes über den Kirchhellener Besuch und Auftritt in Speyer: „Zu heiß, die Hitze hemmt: Schon am frühen Nachmittag wird es leer im Biergarten. Die weit gereiste Brezelgesellschaft aus Kirchhellen dagegen hält lange durch. Singende Polizisten entlang der Hauptstraße. Leicht vom Alkohol verwöhnte Könige. Rundum gut gelaunte Westfalen. Nein, in Speyer ist des Jubiläums wegen nicht das Chaos ausgebrochen, nur die Kirchhellener Brezelgesellschaft ist angekommen. Und dass die feiern kann, das wissen viele Verkehrsvereinsmitglieder nicht erst seit ihren Besuchen im Ruhrgebiet 2005 und 2008.“

Brezelfamilie

Die erfolgreiche Speyer-Fahrt war noch nicht „verarbeitet“, da standen bereits die nächsten Termine an. In der Glockengießerei in Gescher wurden die neuen Figuren der Brezelfamilie in Bronze gegossen. Zusammen mit der Sparkasse wurden das Projekt „Brezelfamilie“ und die Briefmarken-Sets (2000 Geschenksets mit zwei 55 Cent Postwertzeichen und dem offiziellen Logo der Ruhr 2010 – Kulturhauptstadtjahr) „offiziell“ der Presse vorgestellt. Die Presseschlagzeilen nachher: „Die Einsamkeit ist Geschichte“ – „Endlich zu Dritt“ – „Fehlt nur noch die Brezelfrau“

In den Tagen vor der Einweihungsfeier für die Brezelfamilie wurden Frau, Kind und Sandsteinbank neben dem Brezelbruder „Zentimetergenau“ in das aufgenommene Erdreich eingearbeitet bzw. aufgestellt. Kurz war die neue Gruppe nicht verhüllt, erschien auch schon die Presse und berichtete am nächsten Tag. „Familie ist endlich komplett – Tochter und Enkel sind zum Brezel-Opa auf den Johann-Breuker-Platz gezogen – Bis Freitag noch unter der Haube. Familienidyll auf dem Johann-Breuker-Platz“

Freitag, 17. September 2010: Das große Zelt und weitere Beizelte standen, den neuen „Brezelfamilienmitgliedern“ wurde ein Riesenbrezelkittel übergestülpt und das Ganze mit Blumen und Grün sehr schön dekoriert. Die große Frage: Hält das Wetter? Werden viele Brezelbrüder (ähnlich wie 2003 beim Brezelbruder) auf dem Josef-Terwellen-Platz erscheinen? Ja, es waren einige Hundert! Mit musikalischer Begleitung durch die Kirchhellener Blasmusik und den Spielmannszug Holsterhausen ging es los. Das Brezelkönigspaar Christoph I. und Melanie I. hatte wieder mal die Gelegenheit, das Brezelvolk von Kirchhellen aus der Königskutsche zu grüßen.

Der Bereich um die Brezelfamilie war so „proppenvoll“, dass die Kompanien auf der Hauptstr. Aufstellung nehmen mussten und dort die Zeremonie verfolgten. Die Einweihungsfeierlichkeiten wurden mit einer Festfanfare eröffnet. Die Presse: „Die Zeiten, in denen der bronzene Brezelbruder sein ach so einsames Dasein auf dem Johann-Breuker-Platz fristete, sind endgültig vorbei. Um 17.44 Uhr Ortszeit Kirchhellen war es gestern soweit: Die lang erwartete Familienzusammenführung wurde vor den Augen zahlreicher Brezelfreunde stimmungsvoll vollzogen. Seine Tochter und sein Enkelsohn leisten ihm nun Gesellschaft. Die beiden neuen Figuren der Münsteraner Künstlerin Christine Sültrup wurden mit tosendem Beifall im Dorf begrüßt. Die Böllerkanone donnerte zu ihren Ehren. Die Schöpferin der Brezelfamilie zeigte sich nach wie vor beeindruckt von der Kirchhellener Feierkultur. Mit warmen Erinnerungen denke sie an ihre ersten Begegnungen mit der Brezelgesellschaft zurück. Die anwesenden Kinder erhielten zudem die Möglichkeit, sich kostenlos mit einem roten Tuch vor dem neuen Brezeltrio ablichten zu lassen, als Erinnerung an einen historischen Moment.“ Insgesamt war die ganze Aktion gelungen. Kirchhellen hat ein neues und sehr beliebtes Fotomotiv dazu bekommen.